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Hochwasser 2013 – Saale überflutet Teile Camburgs

THW Ortsverbände Apolda und Suhl arbeiten Hand in Hand mit Feuerwehren aus Camburg und Umgebung gegen das Wasser.

Nachtschicht (02.06.2013) aus der Sicht eines eingesetzten THW Helfers:

Abfahrt im Ortsverband in Niedertrebra zur Ablöse bereits eingesetzter Helfer gegen 18.30 Uhr. Es ist eine kurze Strecke. Kaum in Camburg angekommen, keine 50 m von den abgestellten Fahrzeugen entfernt, Bilden einer Kette aus THW Helfern zum Verbau von einigen Paletten Sandsäcken. Es regnet in Strömen. Bis dahin, denk ich noch: „So schlimm wird die Nacht nicht werden“. Gleich darauf Meldung beim Zugführer des OV Suhl, der uns zwei Gassen weiterschickt, um am Rewe-Markt mit anzupacken, weitere Sandsäcke zu verbauen. Die Paletten stehen reihenweise an der Seite, weil der Zugang nur wenige Meter breit ist. Die Pumpe der Feuerwehr läuft vor einem kleinen Sandsackwall am Eingang des Marktes. Das Wasser hinter dem Wall ist gummistiefel-hoch. Nur wenige Meter dahinter einer weiterer Wall, schon wesentlich höher, vielleicht ein Meter. Das Wasser dahinter, wie ein riesiger See, bereits bedrohlich nah an der Oberkante des Sandsackdamms. Dass das mal ein Parkplatz war, erkennt man nur an den Verkehrsschildern. Es ist dringend. Und los geht’s. Sandsäcke per Kette transportieren. Alles in Ordnung. Die Kette besteht aus THW Helfern, Feuerwehrleuten, auch Camburger reihen sich ein. Die Zeit vergeht wie im Flug. Der hintere Damm wird auf bestimmt 100 m um mehrere Lagen Sandsäcke erhöht. Die Kraft in den Armen ist da, noch ist es eine Art Fitnessübung; das Studio kann man sich sparen. Und es rollen immer neue Paletten per Hubwagen an, die oberhalb an der Straße am Rewe-Markt-Eingang beladen werden. Dann: kurze Pause, der Nachschub lässt auf sich warten. Wir bekommen Getränke und können kurz durchatmen. Dann geht’s weiter. Stunden später ein Wechsel, neue Feuerwehrleute rücken an. Für uns Mädchen heißt es: ab nach oben, die Fahrzeuge, die die Sandsäcke aus dem Bauhof bringen, abladen. Man kommt ins Gespräch. „Mit der Feuerwehr Serba arbeiten wir also gerade zusammen“. Die Arbeit geht weiter. Es regnet immer noch in Strömen. Mittlerweile sind die Haare so nass, dass der Regen einfach übers Gesicht läuft. Kurze Pause; wir bekommen Essen: warme Schnitzel im Brötchen. Lecker; gerade richtig. Wir sind noch am Kauen, da kommt schon wieder ein neuer Multicar mit Sandsäcken. Ab dem Zeitpunkt gab es kein Zeitgefühl mehr. Man denkt nur noch in Paletten mit Sandsäcken. Die Zeit rinnt, ohne es zu ahnen. Dann kommt unser Gruppenführer. „Mädels, wir brauchen Licht“. Schön, denk ich noch, eine Abwechslung. Zurück zum GKW. Stativ, Strahler, Aggregat tanken und anwerfen. Null Problem, wenn wir zusammenarbeiten. Dann der Blick an die beleuchtete Mauer: Das Wasser steht am obersten Rand der Sandsäcke. Los, Sandsäcke hin. Kette bilden. Mit den Stiefeln ab ins Wasser, nicht dran denken, dass es nass werden könnte. Wir sind zu wenig Leute, die Abstände sind zu groß, die ersten Anzeichen, dass die Arme schwer werden. Und immer wieder mein Gedanke „Mensch, du sollst doch Bilder machen.“ Das Gewissen nagt. Aber die Kette ist doch wichtiger. Dann kommen neue Feuerwehrleute. Die Leute mit Wattstiefeln gehen ins kniehohe Wasser. Die Anderen müssen als Kette auf den Sandsackwall und die Mauer. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Und dann die Nachricht, da ist ein Loch im Damm. Wir brauchen mehr Sandsäcke. Die Arme werden immer länger, die Sandsäcke im Gefühl immer schwerer. Das Gleichgewicht mit jedem neuen, richtig schweren Sack durcheinander. Ich sehe mich schon kopfüber in dem vor mir liegenden überfluteten Vorgarten liegen. Dann das Glück: das Loch ist dicht. Aufatmen. Der Multicar ist auch leer. Das war’s. Jetzt ist Pause im Feuerwehrdepot. Die Camburger haben sogar einen beheizten Kleiderschrank gebaut, um die nassen Klamotten zu trocken. Und ich bekomme einen Fön für die klitschnassen Haare. Es ist nach 1 Uhr. Dann beginnt das Warten. Immer wieder ein Blick ins Handy auf Regenradar und Pegelstand. Man hofft. Man merkt die ersten Anzeichen für den Muskelkater, der die nächsten Tage kommen wird. Auch die Müdigkeit macht sich bemerkbar. Kaffee und Cola müssen herhalten. Geschlafen wird in der Nachtschicht nicht. Gegen 3 Uhr Kontrollgang zur Einsatzstelle. OV Suhl meldet alles in Ordnung. Weiteres Warten. Die Ablöse kommt erst um 7 Uhr. Essen und Reden vertreiben die Zeit bis zum Sonnenaufgang. Gegen 5 Uhr nochmal an die Einsatzstelle, ein Schlauch muss umgelegt und wieder befestigt werden. Wir sind schnell fertig. Jetzt habe ich Zeit ein paar Bilder zu machen. Und dann kommt die Ablöse. „Ab ins Bett mit euch.“ Ja, schön wär’s, aber es ist Montagmorgen und die Arbeit ruft.

Helfer: K.M.; eingesetzt als Helfer der Bergungsgruppe


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