Die Übung in der ehemaligen Steigerkaserne vor den Toren Erfurts hatte scheinbar noch gar nicht richtig begonnen, da griffen schon die ersten Bewertungskriterien: Wurde der Einsatzbefehl bestätigt, erfolgte die Abmeldung am Heimatstandort, hat sich die Gruppe bei der Ankunft in Erfurt ordnungsgemäß angemeldet?
Dann erhält sie ihren Funkkanal. Im Lagezentrum gehen Notrufe ein. Die Einsatzleitung nimmt sie entgegen und schickt den jeweiligen Bergungstrupp an die entsprechende Unglücksstelle. Insgesamt sind es sieben Wettkampfstationen sowie eine zu Fragen der Theorie und Einsatzbedingungen. Sie alle müssen der Reihe nach durchlaufen bzw. durchfahren werden.
Den Weg freizuräumen bei Trümmern aus Stein oder Metall gehört ebenso dazu, wie die Absturzstelle eine Flugzeuges auszuleuchten, damit Trümmer beseitigt und Spuren gesichert werden können. Die einzige Station außerhalb des Kasernengeländes liegt bei Möbisburg: Wasserrettung aus einer Notlage, steht in dem Auftrag.
Bei Reik Schottmann im Lagezentrum geht eine Unfall-meldung ein eine Verletzte auf der A 77. Die Erfurter müssen raus, auf die fiktive Autobahn. Einen roten Honda Civic hat es arg erwischt. Und einen schwarzen Hyundai. Bei dessen Fahrer stellt der Helfer kräftigen Alkoholgeruch fest. Er bleibt bei ihm, redet beruhigend auf ihn ein. Dafür bekommt er später ein Lob vom Schiedsrichter: "Sonst wäre der Fahrer wohl getürmt." Auch ist der Erfurter Trupp einer der wenigen, der einen Feuerlöscher mit zu den Unfallautos nahm.
Jeder Ortsverband hat eine Station vorbereitet und gestaltet. Die Heiligenstädter beispielsweise trugen die Verantwortung für die Holzbearbeitung. Dort mussten die Helfer der einzelnen Gruppen ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen und einen funktionstüchtigen Schwedenstuhl herstellen: 10 Holzleisten, ein Stück Stoff für die Lehne und ein Schrauber liegen auf dem Boden. Dazu 24 Schrauben und 12 Kammzwecken. Maximal 20 Minuten haben sie Zeit, anhand der Bauanleitung besagtes Möbelstück zu fertigen.
Bis zum Nachmittag ging die Übung. 80 Wettkämpfer waren dabei (jede Bergungsgruppe besteht aus 8 Leuten). Nochmal soviele THW-Mitglieder kamen hinzu, die für Verpflegung und Kommunikation sorgten oder sich als Schiedsrichter betätigten, resümiert Norbert Mönch, Geschäftsführer des Bereiches Erfurt, dem die zehn Ortsverbände von Nordhausen bis Sonneberg angehören.
Übungen macht das THW jedes Jahr regelmäßig, aber in der Art und dem Umfang wie am Sonnabend gab es eine solche schon seit 1993 nicht mehr. Und das Fazit: "Sämtliche zehn Ortsverbände waren sehr gut", ist Norbert Mönch zufrieden. Alle lagen eng beieinander. "Selbst der Letzte erfüllte noch über 75 Prozent der Aufgaben ordentlich." Ein Novum gab es auch: Zwei Frauen fungierten als Gruppenführer - die Nordhäuser gewannen mit 89,4 Prozent, die Eisenacher verfehlten das Siegertreppchen nur knapp und wurden 4. Heiligenstadt kam auf den 6. Rang (84,1%), die Gastgeber auf den 9. (77,8).
Aus der Thüringer Allgemeinen von Wolf-Dieter Bose
Geschäftsstellen(GSt)Übung "Unfall auf der A77"
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